In unserer Parascha gebietet die Tora, an verschiedenen Stellen in Erez Jisrael (im Lande Israel) „Städte der Zuflucht“ zu errichten, welche es einem Menschen der ohne Absicht zum Mörder geworden ist erlauben, sich zu schützen.
Der Talmud (Traktat Makot) sagt: „Die Worte der Tora sind Zufluchtsstädten“. Damit bringt der Talmud die Idee zum Ausdruck, dass genau so wie die materiellen „Städte der Zuflucht“ den Mörder eines materiellen Menschen materielle Sicherheit gewährten, die geistigen „Städte der Zuflucht“ dem Mörder des menschlichen Geists geistigen Schutz bieten.
Man kann nur den eigenen menschlichen Geist (Bezelem Elokim Bara et Haadam – der Mensch wurde im Ebenbild G-ttes geschaffen) töten, doch ist dieser Mord nicht weniger schwerwiegend wie ein physischer Mord.
Als der Zemach Zedek (der dritte Rebbe von Lubawitsch) sich weigerte, den zaristischen Regierungen entgegen zu kommen und den seit unzähligen Generationen überlieferten Chinuch (Erziehung) der jüdischen Kinder in Russland gewissen „Erneuerungen“ auszusetzen, fragte ihn einer der russischen Minister: „Wenn sie diese Befehle nicht befolgen, sind Sie doch unserem Zaren und seiner Regierung untreu. Nun sagt jedoch Ihr Talmud, dass ein „Mored Bemalchut“ (jemand der gegen den König rebelliert) des Todes schuldig ist!?“
Der Zemach Zedek antwortete, wenn ich gegen den Zaren rebelliere, bin ich vielleicht eines materiellen Todes schuldig. Wenn ich jedoch gegen das Königreich des Himmels verstosse, bin ich eines geistigen, seelischen Todes schuldig. Das ist viel schlimmer wie ein materieller Tod!“
Doch während ein Mörder eines materiellen Menschen seinen Mord nicht wieder gut machen kann, gibt es für das Abtöten des eigenen Geistes eine „Zufluchtsstädte“. Die Worte der Tora können dem Menschen helfen, seinen Geist wieder zum Leben zu bringen.
Nun sagt der Midrasch, dass zwar auch Mörder aus Chuz Laarez (außerhalb Israel) sich in den „Zufluchtsstädten“ schützen können, dass diese „Zufluchtsstädte selbst jedoch nur im Lande Erez Jisrael sein dürfen.
Damit wird angedeutet, dass Tschuwa zwei Schritte und Phasen beinhaltet:
- Zuerst muss der Mensch seinen schlechten Weg verlassen und die begangenen Sünden bereuen. Doch dem ist nicht genug:
- Er muss die Leere (das Vakuum), welche sich nun in seinen Leben auftun wird, mit positiven Inhalten füllen. Er muss seine schlechten Taten mit Guten ersetzen.
Das Wort Erez bedeutet in Hebräisch Land aber es ist mit dem Wort Razon – Wille verwandt. Erez Jisrael ist das Land des jüdischen Willens. In einem geistigen Sinn symbolisiert Erez Jisrael den geistigen Boden, auf welchem der Wille G-ttes (welcher dem innersten Willen Jisraels entspricht) ausgeführt und gelebt wird. Chuz Laarez symbolisiert das Leben ausserhalb des g-ttlichen Willens. Der geistig Schuldige, der sich vor seiner Zerstörung in die Zufluchtsstädte flüchtet, muss nach Erez Jisrael flüchten. Er soll seine Vergangenheit mit einem Leben getreu g-ttlichen Willen ersetzen.
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