Die Tora ist von ewiger Gültigkeit. Aus ihr können wir Lehren und Anleitungen für alle Gelegenheiten und Umstände, alle Zeiten und alle Orte entnehmen. "Buch von Geschichten". Wie das Wort selbst anzeigt ("Tora" ist herzuleiten von "Hora'a", Belehrung), ist die Tora ein Wegweiser für das richtige Verhalten im täglichen Leben, sowohl in materiellen wie in geistigen Dingen.
Sie beginnt mit dem Absatz "Bereschit", in dem die Erschaffung der Welt in Ordnung und Reihenfolge dargestellt wird. In diesem Berichte können wir gewisse allgemeingültige Prinzipien vorfinden, die dann als Richtlinien für jede Art von schöpferischer Tätigkeit dienen können. Von Bereschit und seinen Erklärungen sollten wir daher Genaueres über die Gestaltung irgendeiner "neuen Welt" lernen können, zum Beispiel für ein neues Unternehmen, eine neue Bewegung, neue Methoden.
Die ersten Worte in Bereschit lauten (Genesis 1, 1-3): "Im Anbeginn schuf G-tt Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über der Tiefe ... Und G-tt sagte: 'Möge Licht sein', und Licht war da". Weiter berichtet die Tora dann, dass Ordnung aus dem Chaos erstand; und so wurden, hintereinander, das Pflanzenreich, das Tierreich und schließlich der Mensch geschaffen.
In wiefern ist dies nun ein Wegweiser für irgendetwas, das wir selbst erzeugen wollen?
"Im Anbeginn": Wenn immer man erstmalige etwas unternimmt oder neu ersinnt, ist von vorrangiger Wichtigkeit die Überzeugung, dass ...
"G-tt schuf": G-tt allein ist die Urquelle aller schöpferischen Tätigkeit. Er wünscht jedoch, dass alle, die schöpferisch handeln, sich selbst nur als G-ttes Boten betrachten, von der Aufgabe erfüllt, Seinem Willen gemäß zu handeln.
"Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis ...": In den ersten Phasen jedes neuartigen, guten und nützlichen Unternehmens kommt es den "Ponieren" – den Neuerern – oft so vor, ais stünde die Umwelt ihnen völlig gleichgültig gegenüber, als gäbe sie ihnen keinerlei Unterstützung; da also ist die Umwelt für sie wüst, leer und finster. Zu diesem Zeitpunkt halten sie eine angemessene und nutzbringende Durchführung ihres Planes für ungemein schwierig; oft meinen sie, die ihnen vorschwebenden Ziele würden sich wohl nicht verwirklichen lassen. Gerade dazu aber spricht die Tora gleich zu Anfang G-ttes Worte aus:
"Und G-tt sagte: 'Möge Licht sein', und Licht war da": Als G-tt es so wollte, wurde die tiefe Finsternis plötzlich in Licht verwandelt. Und danach ging alles Weitere in guter Ordnung vor sich, aus Chaos wurde Harmonie, Pflanzen und dann Lebewesen hielten Einzug in diese "neue Welt", bis schließlich auch der Mensch kam, die Krone der Schöpfung.
Wenn man sich ehrlich bemüht, ein Unternehmen von Tora-Jüdischkeit in Angriff zu nehmen, muss man sich auch ernstliche Mühegeben, dass dieses neue Projekt – diese Bemühung um Selbstverbesserung – von Erfolg gekrönt sein wird, allen Widerständen zum Trotz; es muss "geschaffen" (das heißt: "geschafft") werden. Zunächst mag alles noch dunkel aussehen; bald aber bricht das Licht durch, um gleichzeitig eine bessere und höhere Gestaltung, ein Wachstum anzukündigen.
Unsere Weisen drücken dies so aus: "Maalin Bakodsch" – in allem, was mit Tora und Mizwot zu tun hat, muss man stets ansteigen, man muss dabei immer stärker werden.
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