Nachdem in den vorigen Wochenabschnitten Mose von G-tt alle Anordnungen für den Bau des Heiligtums erhalten hat, bittet nun Mose vom jüdischen Volk um Abgaben für den Aufbau.1 Dabei engagierten sich die Frauen besonders. Eines ihrer außergewöhnlichen Kunstfertigkeiten war das Spinnen von Ziegenhaaren, aus denen man die Bedeckungen für das Heiligtum herstellte. Über den Vers: Und die Frauen spannten die Ziegenhaare2, erklärt Raschi, dass die Frauen es an den Ziegen selbst spannten, das heißt, sie spannten die Haare, noch bevor sie sie geschoren hatten!

Die Frauen mussten nicht die Spinnarbeit auf diese Weise verrichten, doch da sie diese Kunstfertigkeit hatten, wollten sie, dass ihre Abgabe für das Heiligtum ausschließlich auf vorzüglichste Weise sei.

Wertvolle Abgabe

Das Spinnen der Wolle auf den Ziegen machte sie zu einer viel wertvolleren Abgabe. Denn alle Abgaben an das Heiligtum hatten den Status eines Opfers und ein Opfer aus der Tierwelt ist wertvoller, als ein Opfer aus der Pflanzenwelt. Deshalb spannen die Frauen die Ziegenhaare am Körper der Tiere und übergaben sie dem Heiligtum, ohne sie zu scheren, damit die Abgabe den Status eines Opfers aus der Tierwelt habe! Außerdem wollten die Frauen, dass die Wolle für das Heiligtum von bester Qualität sei. Und Wolle, die aus Haar gesponnen wird, das noch nicht geschoren wurde, ist weicher und frischer und wird nicht so schnell spröde, weil sie länger „lebendig“ war.

Darin lag die Kunstfertigkeit der Frauen und obwohl sie sich diese Umstände nicht machen hätten müssen, wollten sie ihr besonderes Können im Heiligtum zum Ausdruck bringen!

Nutze Deine Begabungen

Die Thora erzählt uns von jenen begabten Frauen, damit wir daraus eine Lehre ziehen: Sie nutzten ihr besonderes Talent, um ihre Abgabe für das Heiligtum zu veredeln, auch wenn sie dazu nicht verpflichtet waren. So soll auch jeder, der mit einer besonderen Begabung begnadigt wurde, wissen, dass G-tt ihm dieses Talent nicht nur für seine persönlichen Belangen gegeben hat, sondern sogar für einen höheren Sinn – aus der Welt ein Heiligtum G-ttes zu machen. Er soll seine Begabung ausnützen, um das Gute und Heilige auf der Welt zu verbreiten. Dadurch wird die Welt nämlich zu G-ttes Heiligtum.

Das gilt nicht nur für die Talente des Menschen, sondern auch für sein Vermögen: Wenn der Jude viel Geld und materielle Güter hat, muss er sich bewusst sein, dass G-tt ihm so viel gibt, damit er mehr Zedaka geben kann und seine finanziellen Mittel nützt, um G-tt ein „Heiligtum zu bauen“.

Reihenfolgen verändern

Wir können außerdem eine weitere Sache aus diesen Ereignissen lernen: Der Fleiß der Frauen bei dem Spinnen der Wolle auf den Ziegen führte dazu, dass die Bedeckungen für das Heiligtum noch vor den Hölzern für die Wände gefertigt wurden. Die gewöhnliche Reihenfolge des Aufbaus wurde wegen den besonderen Taten der Frauen verändert. Einer der Gründe dafür war, damit die Ziegen schnellstmöglich geschert werden konnten, da ihnen die gespannte Wolle auf ihrem Körper Leid zufügte. (Doch das Spinnen an sich auf ihrem Körper, auch wenn sie dadurch litten, war erlaubt, da es von Nutzen für das Heiligtum war.3)

Und wenn G-tt die Reihenfolge für den Aufbau des Heiligtums veränderte, um Tieren Leid zu ersparen oder es zu mildern, müssen wir umso mehr „Reihenfolgen in unserem Leben“ verändern (auch wenn sie wichtig sind, wie auch die Reihenfolge im Heiligtum sicherlich wichtig war und dennoch verändert wurde), um einem anderen Juden Leid zu ersparen oder ihm etwas Fehlendes zu ergänzen, sei es im Geistigen wie auch im Materiellen!

(Likutej Sichot, Band 16, Seite 449)