Als das jüdische Volk aus Ägypten auszog und sich auf den Weg zum Berg Sinai machte, wurde es zweimal angegriffen, das erste Mal von den Ägyptern und das zweite Mal von den Amalekitern.
Wie reagierte das jüdische Volk auf diese Angriffe? Bezüglich der Ägypter sagt die Thora: G-tt wird für euch kämpfen und ihr sollt stillstehen1; doch als die Amalekiter angriffen, lautete der Befehl G-ttes: Gehe und kämpfe gegen Amalek!2
Physische Stärke?
Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Motiv der Ägypter bei ihrem Angriff und dem der Amalekiter. Deshalb sollte das jüdische Volk auch auf jeden dieser Angriffe anderes reagieren.
Die Ägypter wollten das jüdische Volk einfach „nur“ umbringen; sie waren eine physische Gefahr für das Volk. Doch die Amalekiter wollten der jüdischen Seele schaden.
Die Bewältigung der physischen Gefahr muss das jüdische Volk in die Hände G-ttes legen, doch wenn die jüdische Seele bedroht wird, muss das Volk unverzüglich handeln und sogar gegen Amalek in den Krieg ziehen.
Die Ägypter wollten das jüdische Volk bekämpfen, doch sie standen nicht zwischen G-tt und dem jüdischen Volk. Ihr Kampf richtete sich zumindest nicht direkt gegen den Glauben der Juden und ihrem Willen, G-tt zu dienen. Deshalb nahm G-tt diesen Kampf auf sich und befahl sogar dem Volk, sich nicht einzumischen.
Denn zu den Merkmalen des jüdischen Volkes gehört keineswegs, sich mit physischer Überlegenheit zu brüsten und von sich zu behaupten: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir all das möglich gemacht.3 Es brauchte nicht den Sieg über die Ägypter, um auf sich stolz zu sein. Indem G-tt diesen Kampf auf sich genommen hatte, deutete Er dem jüdischen Volk an, dass Kriege und militärische Macht nicht die wahre Stärke des jüdischen Volkes sind.
Zwischen G-tt und Dir
Doch bei Amalek handelte es sich um eine völlig andere Art von Konfrontation. Die Amalekiter griffen das jüdische Volk gerade dann an, als es unmittelbar davorstand, den Berg Sinai zu erreichen, um dort die Thora zu erhalten. Die Amalekiter stellten sich zwischen G-tt und dem jüdischen Volk, indem sie es daran hindern wollten, die Thora zu erhalten. Auf so eine kritische Situation muss das jüdische Volk sofort reagieren und nicht darauf warten, dass G-tt dies für es tut.
Denn sobald jemand oder etwas versucht, sich dem Erhalten der Thora in den Weg zu stellen, sobald irgendeine Kraft anstrebt, den Juden von der Thora und den Mitzwot abzubringen, darf man nicht darauf warten, dass G-tt die Dinge in die Hand nimmt, sondern man muss alles unternehmen und sogar in den Krieg ziehen (obwohl dies nicht in der Natur des jüdischen Volkes liegt4), um sein Judentum zu verteidigen, sodass die Juden weiterhin ungestört ihren Glauben ausleben können.
Amalek in der Seele
Es gibt ein Gebot, sich an jedem Tag an die Geschehnisse mit Amalek zu erinnern.5 Denn wir müssen uns immer vor Augen halten, dass es keine Kompromisse geben darf, sobald irgendjemand oder -etwas versucht, uns von Thora und Mitzwot abzubringen.
Auch in jedem einzelnen steckt ein „Amalek“ und somit gibt es die Konfrontation mit ihm ständig. Dieser Amalek in der Seele versucht den Juden beim Erfüllen der Mitzwot zu stören. Dies kann viele Ausdrucksformen haben. Er kann dem Juden die Begeisterung zu den Mitzwot nehmen, oder ihm Zweifel an ihrer Notwendigkeit einreden. Deshalb ist Vorsicht geboten: Wenn Amalek angreift, wartet man nicht, dass G-tt sich involviert; man hört nicht auf ihn und diskutiert nicht mit ihm, sondern wehrt ihn mit voller Härte ab. Sofort wenn er auftaucht, muss man ihn aus den Gedanken und Gefühlen verdrängen!
(Likutej Sichot, Band 1, Seite 144)
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