Unser Wochenabschnitt erzählt uns über den ersten Schiduch (Ehevermittlung) im jüdischen Volk. Elieser, der Knecht Awrahams, sollte für Itzchak eine Frau finden. Als er an einem Brunnen ankam, betete er zu G-tt, dass er die richtige Frau für Itzchak finden möge. Sein Gebet wurde ungewöhnlich schnell erhört: Und es geschah, er hatte noch nicht aufgehört zu beten, dass Rivka kam.1
Darauf sagt der Midrasch: Es gab drei, deren Gebet sofort erhört wurde: der Knecht Elieser, Mose und König Schlomo.2 Als Mose wegen dem Streit mit Korach zu G-tt betete, heißt es: Und es geschah, als er sein Gebet zu Ende gesprochen hatte, dass sich der Boden unter Korach und seiner Gemeinde öffnete.3 Und als König Schlomo bei der Tempeleinweihung zu G-tt betete, heißt es: Sobald Schlomo zu Ende betete, fiel das Feuer vom Himmel.4
Eliesers Vorteil
Der Vergleich zwischen Elieser, dem Knecht und so großen Gerechten, wie Mose und Schlomo, ist merkwürdig. Wie kann der Midrasch überhaupt so einen Vergleich zwischen diesen zwei großen Persönlichkeiten und einem einfachen Knecht anstellen?! Außerdem fällt auf, dass das Gebet Eliesers sogar wohlgefälliger war, als das Gebet von Mose und Schlomo! Denn nur bei ihm heißt es, dass G-tt sein Gebet erhörte, noch bevor er es zu Ende gesprochen hatte!
Die Erklärung dazu: Die sofortige Erhörung der Gebete vom Knecht Elieser, Mose und Schlomo hing nicht von den betenden Personen ab, sondern von der Wichtigkeit der Sache, um die sie baten.
Die G-ttesgegenwart
Jene drei Gebete handelten davon, dass G-ttes Gegenwart (Schechina) auf der Welt ruhen möge, und zwar auf drei Bereichen der Welt: auf der physischen Welt, dem Menschen und der Thora.
König Schlomo betete für die Schechina auf der physischen Welt – im Heiligen Tempel. Dies war der einzige Platz auf Erden, auf dem man die Schechina spüren konnte. Deshalb gab es im Tempel täglich zehn Wunder, ein Ausdruck für die Gegenwart G-ttes an jenem Ort.
Mose betete für die Schechina im Menschen, dass G-tt Seinen Geist auf den wahren Propheten ruhen lasse. Korach glaubte nicht daran, dass G-tt durch Menschen spricht. Seine Botschaft könne Er direkt dem Volk mitteilen. Mose betete zu G-tt, dass Er allen das Gegenteil beweise: Die Prophezeiung ist wahr, denn G-tt lässt Seinen Geist auf Menschen ruhen.
Die Bindung
Elieser betete für die Schechina in der Thora. Abgesehen davon, dass er selbst ein großer Thoragelehrter war, legte er den Grundstein für das Erhalten der Thora vom jüdischen Volk am Berg Sinai, denn er brachte das erste jüdische Paar zusammen, von dem schließlich das jüdische Volk entstand.
Tiefer erklärt: Die Thora hätte auch nur eine Anleitung für das jüdische Volk sein können. Doch Elieser betete dafür, dass „die Schechina auf der Thora ruhe“. Deshalb ist sie g-ttlich, denn in ihr steckt die Essenz G-ttes, G-ttes Weisheit. Sie verbindet die Weisheit G-ttes mit der menschlichen Weisheit des Studierenden. Dies gleicht einer Verbindung zwischen Seele und Körper.
Auch die Heirat zwischen Itzchak und Rivka ist eine Bindung zwischen „Geist und Körper“. Itzchak galt als reines Opfer (da er für G-tt dargebracht werden sollte); er war der Inbegriff von Heiligkeit und durfte deshalb nicht das Heilige Land verlassen. Rivka hingegen wohnte außerhalb Israels, unter schlechten Menschen. Ihre Bindung war eine Bindung zwischen Spiritualität und Materialität, wie sie auch die Bindung zwischen der heiligen Thora und dem irdischen Intellekt des Menschen, der sie lernt, ist.
Und dafür betete Elieser: dass G-tt die Bindung zwischen diesen zwei Gegensätzen, Spiritualität und Materialität, gelingen lassen möge. G-tt erhörte sein Gebet; praktisch heißt das also: Es ist möglich, Religiosität und Weltlichkeit zu verbinden. Indem G-tt sein Gebet sogar unverzüglich erhörte, lässt Er uns verstehen, wie grundlegend, wertvoll und wichtig diese Verbindung für Ihn ist!
(Likutej Sichot, Band 15, Seite 145)
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