Vor dem Eintritt in das Heilige Land schloss G-tt mit dem Volk Israel erneut einen Bund. Unter anderem heißt es dort: Und nicht nur mit euch allein schließe Ich diesen Bund . . . sondern mit dem, der heute hier mit uns ist, wie auch mit dem, der heute nicht mit uns ist.1
Wen meint die Thora „mit dem, der heute nicht mit uns ist?“ – etwa jene, die bei der Bundschließung aus irgendeinem Grund nicht anwesend waren? Schon zu Beginn des Bundes steht ausführlich geschrieben: Ihr steht heute alle vor G-tt.2 Das heißt alle Kinder Israels waren bei der Bundschließung anwesend! Deshalb erklärt Raschi mit dem, der heute nicht da ist: „Damit sind auch alle zukünftigen, jüdischen Generationen gemeint.“
Ein Körper
Es ist nicht das erste Mal, dass G-tt einen Bund auch mit den zukünftigen Generationen schließt. Bereits bei dem Bund mit Awraham schloss G-tt einen Bund mit all seinen Nachkommen.3
Doch das Besondere bei diesem Bund ist seine Formulierung. Aus ihm geht klar hervor, dass die Bundschließung mit den zukünftigen Generationen genau so stark ist, wie bei der Generation, die dabei war. Genauso wie G-tt höchstpersönlich den Bund mit dem, der heute hier mit uns ist, schloss, schloss Er ihn höchstpersönlich mit dem, der heute nicht mit uns ist!
Doch wie ist das zu verstehen? Die zukünftigen Generationen waren nicht anwesend und haben nun eben den Bund mit G-tt nicht direkt geschlossen!
Die Erklärung dazu lässt uns die wahre Größe des jüdischen Volkes verstehen!
Alle Unterschiede, die es zwischen Juden gibt, sei es zwischen einem Juden, der jetzt lebt und einem Juden, der erst geboren wird, sind rein oberflächlich. Denn in Wahrheit gehören alle Juden in allen Generationen zusammen und sind vereint, wie alle Glieder eines Körpers. Aus dieser Sicht gibt es keinen Unterschied zwischen einem Juden, der vor 3000 Jahren gelebt hat und einem Juden, der jetzt lebt. Denn alle verbinden sich in einem „großen Körper“.4
Keine Minderheit
Diese Erklärung bietet die richtige Antwort für all jene Juden, die das Erfüllen der Mitzwot nicht entschlossen genug angehen, weil sie sich in der Minderheit sehen und nicht anders sein wollen. Deshalb sehen sie sich nicht in der Lage, mit ihrem Judentum selbstbewusst nach draußen zu gehen, geschweige denn es anderen Juden näher zu bringen.
Die Thora sagt zwar auch, dass „das jüdische Volk eine Minderheit unter den Völkern ist.“5 Doch diese Festlegung bezieht sich nur auf die physische Menge des jüdischen Volkes. Ein Mengenmaß unterliegt den irdischen Grenzen von Raum und Zeit und aus dieser Sicht ist das jüdische Volk „die Minderheit unter den Völkern“.
Doch beim jüdischen Volk ist nicht die physische Menge auschlaggebend, denn seine wahre Größe liegt im Geiste. Und im Spirituellen sind alle Juden miteinander vereint und somit „so zahlreich, wie die Sterne am Himmel“!6
Mächtig
Und sobald sich ein Jude an G-tt bindet, indem er Seine Mitzwot erfüllt, welche wie G-tt über den Grenzen der Welt stehen, vereint er sich mit allen Juden auf der Welt in der Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Somit gehört er nicht mehr zu einer Minderheit, sondern zu dem mächtigsten Volk der Welt! Und dementsprechend stark muss sein jüdisches Selbstbewusstsein sein!
Das ist auch die beste Vorbereitung für Rosch HaSchana, wie es in unserem Wochenabschnitt heißt: Ihr steht heute alle (heute bezieht sich auf Rosch HaSchana)7 – die Einheit in der Familie, in der Gemeinde und im ganzen Volk Israel. Und das ist die aller wichtigste Vorbedingung für ein gutes, gesegnetes Jahr!
(Likutej Sichot, Band 19, Seite 266)
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