Ganz in Ihrer Nähe lebt ein Mann, der hart arbeitet. Er liebt seine Familie und ist nett zu den Nachbarn. Er geht in die Synagoge und gibt Zedaka. Er beteiligt sich nicht an üblem Klatsch und betrügt nie. Sie könnten die Ersparnisse Ihres Lebens auf seinen Küchentisch legen — er würde sie niemals anrühren.

Was reden die Leute über ihn? Sie sagen: “Er ist ein erstaunlicher Mensch. Ein Juwel. Wir alle schauen zu ihm auf.”

Das ist eine Schande! Denn wir haben ja einen Mensch beschrieben, der nicht außergewöhnlich ist, sondern nur das tut, was wir alle tun sollten. Warum gilt das als beispielhaft oder heldenhaft? Müssen sich denn alle anderen im Vergleich zu ihm schämen?

In Wajakhel-Pekudej ruft Mosche die Juden auf, das Heiligtum zu bauen. Beachten Sie die Sätze, die immer wieder erwähnt werden:

“Mosche versammelte die ganze Gemeinde.”
“Und sie kamen, jeder, dessen Herz bewegt war.”
“Und sie kamen, Männer wie Frauen.”
“Und jeder Mann.”
“Und alle Frauen.”

Die Tora weist mehrere Male darauf hin, dass das ganze Volk Israel teilnahm. Bedeutet das, dass alle mit gleicher Freude im Herzen und mit gleicher Hingabe mitmachten? Nicht unbedingt. Aber es zeigt, dass zum Aufbau einer moralischen Gemeinschaft jeder Einzelne notwendig ist. Wie erreichen wir das? Indem wir andere beeinflussen.

Nach jüdischer Auffassung wollen wir alle dasselbe erreichen. Der Funke des Guten in uns drängt uns in diese Richtung. Doch die materielle Welt leistet Widerstand. Darum müssen wir eine Atmosphäre schaffen, in der es anderen schwer fällt, bösen Neigungen nachzugeben.

Wie der oben beschriebene Mann können wir alle ein Spiegel sein, in dem die Menschen ihre eigenen Taten sehen: ein Modell zum Vergleich. Dann versammelt sich eine Seele nach der anderen, “die ganze Gemeinde”, um das Heiligtum zu bauen.