Die Toralesung Ki Teze beginnt mit der Beschreibung eines Szenarios, das von Krieg handelt: »Wenn du hinausziehst in einen Krieg gegen deine Feinde ...« Wie bei jeder Aussage der Tora finden wir auch hier eine tiefere spirituelle Dimension vor – und diese weist weit in unseren Alltag hinein.
Auch die Seele, legen die kabbalistischen Schriften dar, führt gleichermaßen »Krieg«! Wie ist das zu verstehen?
Ein Funken G-ttlichkeit
Die jüdische Seele, die in Wahrheit ein Funken G-ttlichkeit ist, wäre viel lieber in jenen hehren geistigen Sphären geblieben, aus denen sie stammt. Doch – wie wir in einem berühmten Zitat aus den »Sprüchen der Väter« sagen: »gegen deinen Willen wirst du geboren« – die Seele muss hinausziehen aus jener heiligen Welt und sich in einen menschlichen Körper begeben. Hier, in dieser Welt, wird sie mit allerlei Konflikten und Unbill konfrontiert. Sie befindet sich sozusagen »auf Kriegsfuß«.
Ungeahntes Potential
Diese Welt wurde zwar gerade deshalb erschaffen, weil G-tt einen Wohnsitz in ihr haben will, doch ist dieser »Wohnsitz« der G-ttlichen Gegenwart nicht so offensichtlich als solcher zu erkennen. Ja, es schaut geradezu nach dem Gegenteil aus! Der Wohnsitz will erst bereitet werden. Dazu bedarf es unserer Anstrengung und dazu gehören Konflikte – eben jene Auseinandersetzung, der die Seele nun ausgesetzt ist.
Aus der Wortwahl unserer Toralesung können wir erkennen, dass wir bei dieser Aufgabe durchaus auf Segen hoffen können. Die Worte »al ojwecha« werden nach dem einfachen Wortsinn meist mit »gegen deine Feinde« übersetzt. Doch wörtlich genommen, können wir das Wort »al« in der Bedeutung von »auf« verstehen. Das Potential, über den Feind auch zu siegen, ist vorhanden. Selbstverständlich müssen wir entsprechende eigene Anstrengung einbringen um es auch umzusetzen.
Die Seele braucht den »Konfliktherd Materielle Welt« daher nicht zu fürchten. Im Gegenteil: Gerade in den Konflikten, die das Leben – mitunter durchaus großzügig – bereitstellt, kann das große Potential sichtbar werden, das in ihr steckt.
Diskutieren Sie mit