Erinnern Sie sich? Ein böser Wolf jagt drei sehr unkoschere Tiere, die sich in ihre Häuser flüchten. Zwei Häuser haut der Bösewicht in Stücke, nur das dritte, solide gebaute Haus hält ihm stand.

Im Wochenabschnitt Wajeze bringt Lea, die Frau Jaakows, ihr sechstes Kind zur Welt. Sie ist glücklich, denn sie hat nun so viele Kinder wie alle anderen Frauen Jaakows zusammen, und darum glaubt sie, ihr Mann werde sie mit Zuwendung überhäufen. Sie nennt das Kind Sebulun und erklärt: „Jetzt wird mein Mann für immer sei Heim (sebul) bei mir haben“ (30:20).

Aber es gibt ein Problem. Lea meint, Jaakow müsse für immer bei ihr bleiben, weil sie Sebulun geboren habe. Aber Jaakow und Sebulun haben von Natur aus verschiedene Persönlichkeiten. Jaakow ist ein Synonym für das Studium der Tora. Die Kabbalisten lehren, dass die drei Patriarchen – Awraham, Jizchak und Jaakow – den drei Pfeilern entsprechen, auf denen die Welt ruht: Torastudium, Gebet und Wohltätigkeit. Jaakow steht für die Tora. Sebulun ist dagegen von Natur aus Geschäftsmann. „Sebulun soll am Ufer des Meeres wohnen“ (49:13), sagt die Tora, also, wie Raschi kommentiert, „sich dem Handel widmen“.

Wenn wir genau hinhören, erzählt uns die Tora etwas. In einem g-ttlich geordneten Universum, in dem manches nicht zusammenpassen will, aber alles einen Sinn hat, können wir aus dieser symbolischen Verbindung zwischen Tora und Handel etwas Wichtiges lernen.

Ein jüdisches Haus, das nur auf der Tora gründet, kann zusammenbrechen. Das Leben lebt man nicht in einem Buch, und ein Haus wird nicht aus Papier gemacht. Die Tora will ein Leitfaden für das reale Leben in einer oft wenig realen Welt sein. Um ihre Wahrheiten und Herausforderungen zu bestätigen und in die Tat umzusetzen und den Geist des Judentums zu erkennen, müssen wir die Tora im Lebenskampf erfahren.

Der weltliche Geschäftsmann, der seinem Gewerbe im Einklang mit dem Willen G-ttes nachgehen will, ist daher in mancher Hinsicht dem einsamen Gelehrten überlegen, der über seinen Büchern sitzt und seine Umwelt vergisst. Dieser Geschäftsmann lässt es nicht zu, dass die profane Welt seine Beziehung zu G-tt stört. Würde die profane Welt sich an den Gelehrten heranmachen, könnten wir dessen nicht so sicher sein.

Jaakow wusste das aus eigener Erfahrung, denn er war sowohl spirituell als auch materiell außergewöhnlich erfolgreich, als er mehr als 20 Jahre lang hart für seinen Onkel Laban arbeiten musste.

Darin liegt die ewige Lektion von der „ständigen Wohnung“, die Jaakow von Sebulun lernen kann: Lebe nicht auf eine Insel; lass dich auf dem Festland nieder. Fürchte die nicht vor geschäftlichem Erfolg, solange du die Welt beeinflusst und dich nicht von ihr beeinflussen lässt. Dann ist dein Heim immer vor dem Wüten des großen bösen Wolfes sicher.