Am Ende des neuen Wochenabschnitts erfahren wir, dass die Juden die Tora akzeptierten. Vorige Woche hörten wir bereits, die Tora sei den Juden gegeben worden. Warum die Wiederholung?
Die Ereignisse am Sinai haben zwei Aspekte: G-ttes Blickwinkel und unserer. Paraschat Jitro erzählt, dass er uns die Tora gab, damit wir mit ihm „auf einer Wellenlänge“ kommunizieren können. Vorher trennte ein unüberwindlicher Abgrund G-tt von den Menschen. Es gibt keinen anderen Kanal, durch den ein begrenzter Mensch den unendlichen G-tt erreichen kann. Durch die Übergabe der Tora kam G-tt den Menschen entgegen und ermöglichte es ihnen, sich mit ihm unter seinen Bedingungen zu verbinden. Paraschat Mischpatim befasst sich mit der Reaktion der Menschen auf G-ttes Angebot. In welchem Umfang sind wir bereit, ihm zu gehorchen?
Manche Menschen sind willens zu tun, was G-tt befiehlt, sofern sie es für sinnvoll halten. Wenn ein g-ttliches Gebot ihnen zusagt, befolgen sie es. Wenn sie es jedoch nicht verstehen, beachten sie es nicht. Ist das falsch? Nun, diese Menschen sind nicht schlecht; sie sind vielleicht sogar kultiviert und nett. Dennoch: Wenn unsere Logik oder unsere Wünsche bestimmen, welche Gebote wir einhalten, dienen wir nicht G-tt, sondern uns selbst. Das kann zu Problemen führen; denn ein Mensch, der selbst bestimmt, was richtig oder falsch ist, kann sich leicht irren. Selbstliebe ist die größte aller Verführungen, und sie kann unsere Wahrnehmung so verzerren, dass wir Gut und Böse verwechseln und Werte allein danach beurteilen, ob sie uns nützen. Mehr noch: Selbst wenn wir dieser Gefahr entgehen und uns einwandfrei verhalten, fehlt etwas. Das Wort „Mizwa“ ist mit „Tsawta“ verwandt, das „Verbindung“ bedeutet. Wenn ein Mensch eine Mizwa nur befolgt, weil die Moral der Sterblichen es so will, fehlt ihm das grundlegende Wissen um die Verbindung mit G-tt, welche die Mizwa herstellt.
Am Sinai nahmen die Juden die Tora mit den Worten an: „Wir werden tun, und wir werden hören“. Sie waren also bereit, G-tts Willen zu erfüllen, schon bevor er ihn aussprach und erst recht, bevor sie ihn verstanden. Dadurch akzeptierten sie einen objektiven Standard von Gut und Böse; denn die Gebote der Tora und nicht ihre subjektiven Gefühle bestimmten ihre Werte. Mehr noch: Ein solcher spiritueller Blankoscheck ist die beste Antwort auf ein Angebot G-ttes; denn er bedeutet, dass wir willens sind, uns ihm zu öffnen, und zwar unbegrenzt, so wie er selbst unbegrenzt ist. Dadurch kann die Tora ein festes Band zwischen ihm und uns herstellen und uns nicht nur an jene g-ttlichen Dimensionen binden, die wir begreifen, sondern auch an die unendlichen Aspekte, die wir niemals erfassen können.
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