Nach der Offenbarung am Sinai und dem Erhalt der Thora gebot G-tt dem jüdischen Volk Ihm ein Heiligtum zu errichten. Der Sinn des Heiligtums bestand darin, G-tt eine Stätte zu bauen, in der Er weilen und Sich offenbaren kann. Aber durch das Heiligtum war die Offenbarung G-ttes nicht nur ständig in diesem gegenwärtig, sondern auch in der Seele jedes einzelnen von Israel, wie unsere Weisen über den Vers lehren1: Und sie sollen Mir machen ein Heiligtum, dass Ich in ihnen wohne. Es steht nicht „in ihm“ sondern „in ihnen“, in jedem einzelnen von Israel!
Das Heiligtum und die Seele sind so sehr miteinander verbunden, dass sogar der Aufbau des Heiligtums mit dem „Seelengerüst“ übereinstimmt.
Drei Abgaben
Für die Errichtung des Heiligtums sollten von den Kindern Israels drei verschiedene Abgaben eingehoben werden:
- die Abgabe für die silbernen Fundamentsteine,
- die Abgabe für die Opfer (für den Kauf der Gemeindeopfer),
- die Abgabe für das Heiligtum (für seine allgemeine Errichtung).
Aus welchem Grund wurden für die Fundamentsteine und Opfer eigene Abgaben auferlegt? Sie könnten doch in der allgemeinen Abgabe für das Heiligtum inkludiert werden?
Es besteht auch ein Unterschied in der Art der Abgaben für das Heiligtum, die Fundamentsteine und Opfer. Die erste richtete sich nach der Großzügigkeit des Spenders, während die anderen zwei Abgaben festgelegt waren – ein halber Schekel von jedem. Bezüglich der Abgabe für die Opfer kann dies auf folgende Weise erklärt werden: Der Sinn der Opfer bestand darin die Sünde des Goldenen Kalbs zu sühnen, welche das ganze Volk betraf. Deshalb war eine gleichwertige Teilnahme an den Opfern von jedem des Volkes notwendig. Fragwürdig ist aber, warum die Fundamentsteine sich von allen anderen Teilen des Heiligtums auszeichneten, indem für sie eine eigene und einheitliche Abgabe von einem halben Schekel festgelegt wurde.
Das g-ttliche Joch
Wie eingangs erwähnt, spiegelt sich im Aufbau des Heiligtums die Seele des Menschen wider. Die Bretter des Heiligtums gleichen den Kräften des Verstandes und der Gefühle. Deshalb betrug ihre Länge zehn Ellen, so wie die Seele zehn Kräfte in sich trägt. Auf den Brettern lagen die Teppiche, gleich den allgemeinen, umfassenden Kräften (dem Willen, der Freude), die über den zehn Kräften stehen. Die Fundamentsteine symbolisieren die Eigenschaft der Selbstlosigkeit und die Aufnahme des „g-ttlichen Jochs“, d.h. das Erfüllen des g-ttlichen Willens, nicht wegen der Lust danach oder weil man die Gebote versteht, sondern einfach, da es der Wille G-ttes ist.
So wie beim Heiligtum die Fundamentsteine der unterste Bestandteil waren, aber gleichzeitig die Basis für den ganzen Bau bildeten, so spielt es sich auch in der Seele des Menschen ab: die Aufnahme des „g-ttlichen Jochs“ mag womöglich die unterste Stufe im Dienst an G-tt sein (da auf diesem Niveau die Gebote oft nicht mit echter Freude, sondern sogar unwillig erfüllt werden), aber nur auf einem solchen Fundament kann eine Bindung mit G-tt entstehen und erhalten bleiben, denn die Hingabe zum Willen G-ttes ist bedingungslos.
Für alle gleichermaßen
Der erste Kontakt des Juden mit G-tt ist bei seinem Erwachen am Morgen: das „Mode Ani“ Gebet – einfache Dankbarkeit, der Selbstlosigkeit zu G-tt wegen. Erst danach widmet er sich den morgendlichen Segenssprüchen und dem Gebet; und so ist es auch beim Thorastudium: Gerade das Gefühl von „und meine Seele sei Staub allem gegenüber“ ist der Schlüssel zu „öffne mein Herz für Deine Lehre“ (Sätze aus dem Amida-Gebet).
Die Bindung des Menschen an G-tt ist von der Aufnahme des g-ttlichen Jochs abhängig! Um dies hervorzuheben gebietet uns die Thora eine einheitliche Abgabe des halben Schekels für die Fundamentsteine, und lehrt uns damit, dass es bei dieser so grundsätzlichen Stufe keinen Unterschied zwischen dem einen oder anderen Juden gibt. Bei den höheren Stufen im G-ttesdienst bestehen Verschiedenheiten, aber die Aufnahme des g-ttlichen Jochs ist für jeden Juden verpflichtend und gleichermaßen.
(Likutej Sichot, Band 1, Seite 162)
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