Während der großen Pause eilten die Jungen auf den Schulhof, um ihr Fußballspiel fortzusetzen. Das Spiel stand unentschieden und David's Mannschaft hatte Anstoß.

Nur Ari nahm an dem Spiel nicht teil. Er war diesen Morgen recht spät aufgestanden, so dass er nur hastig ein kleines Frühstück zu sich nahm, um den Bus nicht zu verpassen. In seiner Eile vergaß er auch noch seine Pausenmahlzeit und Geld hatte er ebenfalls keines dabei. Jetzt zur großen Pause hatte er wirklich großen Hunger.

Ari ging unentschlossen auf dem Schulhof auf und ab, bis er sich endlich dazu entschloss, David anzusprechen, der gerade seine Mannschaftskameraden anfeuerte.

"David," fragte Ari verlegen, "könntest du mir bitte etwas Geld borgen, damit ich mir einen Bagel in der Kantine kaufen kann? Ich habe mein Essen zuhause vergessen."

"Klar Ari, meine Geldbörse ist aber gerade in meinem Spind. Sobald das Spiel hier zu Ende ist, gebe ich dir etwas."

Für Ari war es zu peinlich, David jetzt noch darauf aufmerksam zu machen, dass wenn sie das Spiel erst einmal beendet hätten, ebenfalls die Pause zu Ende und die Kantine geschlossen sein würde. Er brauchte das Geld jetzt, wenn er sich noch etwas zu Essen kaufen wollte.

Vielleicht hätte David anders reagiert, wenn er über eine bestimmte Mitzwa, die in dieser Parascha erwähnt wird, eingehender nachgedacht hätte: "Wenn du meinem Volk Geld leihst, einer armen Person, die neben dir wohnt" [Schmot 22:24].

Sicher wäre es ebenfalls hilfreich gewesen, wenn er sich an die folgende Geschichte aus dem Leben des Zemach Zedek, dem dritten Lubavitcher Rebben, erinnert hätte: Der Zemach Zedek war eines Morgens auf dem Weg zur Synagoge, als ihn ein Chassid, Reb Pinchas, um ein Darlehn bat.

"Ich werde dir sehr gerne das Geld borgen," sagte der Zemach Zedek, "komme bitte gleich nach dem G-ttesdienst zu mir nach Hause."

Der Zemach Zedek setzte daraufhin seinen Weg zur Synagoge fort. In der Synagoge angekommen, bereitete er sich auf den G-ttesdienst vor, doch gerade als er sich in seinen Tallit hüllen wollte, fiel ihm ein, dass heute Markttag ist.

"Reb Pinchas benötigt das Darlehn bestimmt für den heutigen Markttag. Je früher er das Darlehn erhält, umso erfolgreicher wird er heute auf dem Markt seine Geschäfte machen können. Ich muss ihm daher das Darlehn unverzüglich geben," dachte sich der Zemach Zedek. Er legte seinen Tallit beiseite und eilte nach Hause, um das Geld für Reb Pinchas zu holen. Daraufhin eilte er zum Markt, machte Reb Pinchas ausfindig, gab ihm das Geld und lief zurück zur Synagoge. Als er sich nun zur Vorbereitung auf das Gebet die Hände wusch, erschien ihm plötzlich sein Großvater, der Alter Rebbe, in einer Vision. Der Zemach Zedek hatte auf eine solche Vision schon sehr lange gewartet. Es war schließlich das Verdienst jener Mitzwa, die der Zemach Zedek an diesem Morgen erfüllte, dass der Alter Rebbe ihm erschien.

(Übersetzt aus "Please Tell Me What the Rebbe Said, Vol. I", basierend auf Torat Menachem 5710, S. 211 ff.)