Bekanntlich teilt sich das Land Israel auf die zwölf Stämme Israels auf. Nur der Stamm Lewi hat keinen eigenen Landteil, da die Lewiten im Tempel dienten und deshalb „G-tt ihr Anteil ist“. Dennoch aber spricht die Thora den Lewiten ein gewisses Land zu. So heißt es in unserem Wochenabschnitt: Gebiete (Mose) den Kindern Israels, dass sie den Lewiten von ihrem Erbbesitz Städte zum Wohnen geben sollen und Ländereien rings um die Städte.

Danach nimmt die Thora genaueren Bezug zu den Städten der Lewiten. Es sollten insgesamt achtundvierzig Städte sein, darunter sechs „Flüchtlingsstädte“ (in welche fahrlässige Mörder vor den Bluträchern fliehen konnten). Und wo waren diese „Flüchtlingsstädte“? Drei Städte sollen auf der östlichen Seite des Jordan liegen und drei im Land Kenaan (auf der westlichen Seite des Jordan), erläutert die Thora.

Weshalb gerade dort?

Im vorigen Wochenabschnitt erzählte die Thora von der Bitte der Stämme Ruwen, Gad und des halben Stamms Menasche an Mose ihren Landteil an der östlichen Seite des Jordan zu erhalten und nicht im Land Kenaan mit dem restlichen Volk. Mose war sehr erzürnt darüber. Er wies sie zurecht und verglich sie sogar mit den Kundschaftern, welche nicht das Land Kenaan erobern wollten. Das zeigt also, dass G-tt die Ansiedlung an der östlichen Seite des Jordan nicht gutheißt.

In unserem Wochenabschnitt aber sehen wir genau das Gegenteil! G-tt selbst gebietet, den Lewiten drei Städte östlich vom Jordan zu überlassen (im Landteil der zweieinhalb Stämme)! Zwar waren auch dort „Flüchtlingsstädte“ notwendig, da ein Teil des Volkes in diesen Gebieten lebte, doch weshalb war es so wichtig, dass Lewiten sie bewohnen sollten? Außerdem bestand doch die hauptsächliche Aufgabe der Lewiten im Tempeldienst, und das Heiligtum und später der Tempel befanden sich im Land Kenaan!

Die Fragestellung wird umso schwieriger, in Anbetracht der Tatsache, dass die Liebe zum Heiligen Land besonders die Lewiten auszeichnete.1 Die Lewiten distanzierten sich von den Kundschaftern, welche nicht an die Eroberung des Landes glaubten und auch das restliche Volk davon überzeugten, und waren die einzigen, die das Land besiedeln wollten. Dadurch drückten sie ihre große Liebe zu dem verheißenen Land aus und ihren Willen es einzunehmen. Und ausgerechnet die Lewiten will G-tt östlich vom Jordan versetzen?

Vorgeschmack

Tatsächlich liegt die Antwort darauf in der Versetzung der Lewiten selbst: Eben deshalb, weil die Lewiten die Liebe zum verheißenen Land auszeichnete und sie sich nicht den Kundschaftern anschlossen, gab ihnen G-tt ein Erbe auf der Ostseite des Jordan!

Denn das verheißene Land in seinem vollständigennnnas Land der zehn Völker, wie es G-tt unserem Erzvater Awraham versprochen hatte. Das Land der sieben Völker befindet sich im Land Kenaan, welches G-tt einzunehmen befahl. Doch das Land der restlichen drei Völker, Keni, Kenisi und Kadmoni, befindet sich auf der östlichen Seite des Jordan und wird erst durch den Maschiach eingenommen werden.2

Als G-tt also den Lewiten ein Land östlich des Jordan gab, privilegierte Er sie mit einem einzigartigen „Vorgeschmack“ auf das vollständige verheißene Land, wie es durch den Maschiach etabliert werden wird. Dadurch belohnte Er sie für ihre Treue zum Land.

Auch die Landnahme der Stämme Ruwen, Gad und Menasche auf der östlichen Seite des Jordan war an sich von G-tt gutgeheißen, da diese Gebiete Teile des verheißenen Landes sind und sogar als Vorbereitung für die vollständige Einnahme durch den Maschiach gelten. Die Unzufriedenheit Moses galt nicht der Landnahme an sich, sondern dem Beweggrund der Stämme sich dort anzusiedeln, welche diese Gebiete an erster Stelle aufgrund ihrer üppigen Weideflächen beanspruchten und nicht, weil es das verheißene Land war.

(Likutej Sichot, Band 28, Seite 216)