Lieber Leser,
in Paraschat Balak lesen wir davon, wie der nichtjüdische Prophet Bilam das Jüdische Volk zu verfluchen versucht, es letztlich aber stattdessen segnet. Eine seiner Lobpreisungen ist heute sogar Teil unseres täglichen Gebets: "Ma Towu Ohalecha Jakov Mischkanotecha Israel" - "Wie gut sind deine Zelte Jakob, deine Heimstätten Israel" [Bamidbar 24:5].
Unsere Weisen sel. A. erklären, dass Bilam sah, wie das Jüdische Volk sich in Bescheidenheit und Anstand übte. Ihre Zelte standen nebeneinander, die Eingänge der Zelte befanden sich aber nicht einander gegenüber. Jede Familie lebte in Bescheidenheit und achtete die Privatsphäre ihrer Nachbarn.
Man könnte bemerken, dass wenn sich die Eingänge der Zelte einander gegenüber befunden hätten, dies ganz offensichtlich eine unangenehme Situation für alle gewesen wäre. Jeder Mensch braucht schließlich eine gewisse Privatsphäre. Warum ist also der Umstand, dass das Jüdische Volk die Privatsphäre anderer achtete, hier besonders erwähnenswert?
Die Antwort hierauf liegt darin, dass das Jüdische Volk Bescheidenheit und Anstand zu jeder Zeit und in jedem Aspekt des Lebens praktizierte. Die meisten Dinge des Lebens werden feiner, bedeutender und letztlich heiliger, wenn sie mit Zniut, d. h. mit Bescheidenheit und Anstand, getan werden.
Schabbat Schalom