Lieber Leser,

zu Beginn der dieswöchigen Sidra Wajeschew berichtet die Tora von Josefs Träumen. Seinen ersten Traum erzählte er in diesen Worten (Genesis 37, 7): "Siehe, wir banden Garben auf dem Felde und Eure Garben bildeten einen Kreis und bückten sich vor meiner Garbe."

Genau mit diesen Worten fing der eigentliche Abstieg nach Ägypten an. Den Israeliten war es bestimmt, das ägyptische Exil erdulden zu müssen, und das Endergebnis sollte sein, dass sie (Genesis 15, 14) "mit großer Habe hinausziehen" würden. Dazu erhielt Moses dann noch die Ankündigung (Exodus 3, 12): "Wenn Du das Volk aus Mizrajim (Ägypten) führst, werdet Ihr G-tt auf diesem Berge dienen."

Der tiefere Sinn ist, dass das "Binden von Garben" diejenige Art und Weise von G-ttesdienst darstellt, durch die man am besten Zweck und Ziel des ägyptischen Exils anstreben und in die Praxis umsetzen kann: den doppelten Zweck von großer Habe und der Entgegennahme der Tora.

Nach einem Ausspruch unserer Weisen (Bereschit Rabba, Kap. 16) werden alle Exile mit dem Namen "Mizrajim" (ursprünglich also: "Ägypten") belegt, ganz besonders aber das augenblickliche Exil, über das der Prophet aussagt (Micha 7, 15): "Wie in den Tagen Deines Auszuges aus Ägypten werde Ich ihm Wunder zeigen." Daraus folgt sofort, dass ebenso wie in dem einstigen ägyptischen Exil so auch im augenblicklichen Exil als wesentliches Ziel dieses im Auge zu behaltne ist: Sowohl die Dienstleistung des "Bindens von Garben" wie die des "Bückens vor meiner Garbe" sind eine absolute Notwendigkeit.

Schabbat Schalom