Lieber Leser,
mit ihrem ersten Vers (Lev. 9, 1) weist die dieswöchige Sidra auf den achten Tag ("Schmini") der Einweihung des Heiligtum in der Wüste hin. Die G-ttliche Enthüllung an diesem achten Tage war nicht das Verdienst des menschlichen Tuns und Handelns, das sich auf die Weihung während der vorangegangenen sieben Tage konzentriert hatte. Erst als jene Weihung ihr Ende gefunden hatte, stellte G-ttes Reaktion und Antwort sich ein. G-tt gibt dem Menschen Seine Gaben erst dann, wenn der Mensch alles ihm Mögliche getan hat, um sich G-tt zu weihen. Eben deshalb wird dieser der "achte Tag" genannt – der Tag, an dem G-ttes Gnade erwuchs, Erwiderung auf die sieben Tage, an denen der Mensch auf eigene Initiative hin sich G-tt genähert hatte.
In den meisten Jahren kommt die Sidra Schmini in der Synagoge sehr bald nach Pessach zur Vorlesung, kurz nachdem die siebenwöchige Periode des Omerzählens begonnen hat. Worin besteht der innere Zusammenhang zwischen diesem Wochenabschnitten und dem Omerzählen?
Es heißt in der Tora in Bezug auf das Omer (Lev. 23, 16): "Ihr sollt 50 Tage zählen" – während wir tatsächlich nur 49 Tage zählen. Warum, wie ist dies zu verstehen? Im Verlaufe dieser sieben Wochen entfernen wir uns, Schritt für Schritt, von den 49 "Toren der Unreinheit" und ziehen durch die 49 "Tore des Verstehens". Das 50. Tor, endgültige Stufe vollsten Verstehens, ist für uns selbst nicht erreichbar. Und dennoch: Wenn wir, mit dem Einsatz unserer eigenen Mühe und Tatkraft, das 49. Tor erreicht haben, dann wird uns das 50. als ein Geschenk G-ttes zuteil.
Schabbat Schalom