Die ersten neun Tage des Monats Aw, sowie der Morgen des 10. Aw sind Tage der Trauer über die Zerstörung des Ersten und des Zweiten Heiligen Tempels.1
Während dieser Zeitspanne enthalten wir uns folgender Aktivitäten:
- Fleischessen und Weintrinken, denn zu dieser Zeit wurden die Opferdarbringungen und Weingaben im Heiligen Tempel eingestellt.2 Ausnahmen von dieser Regel bilden Fleisch und Wein, die am Schabbat konsumiert werden oder zu einer Mahlzeit gehören, die der Feier einer Mizwa dient, wie z.B. Bar Mizwa, Beschneidung, Abschluss eines Talmud-Traktates.
- Wäschewaschen, – selbst wenn diese Kleider nicht während jener neun Tage getragen werden, - und das Tragen frisch gewaschener Kleider. 3 Ausnahmen von dieser Regel sind Unterwäsche und Wäsche von Säuglingen und Kleinkindern. Wer plant, auch die übrigen Kleider täglich zu wechseln, sollte diese Kleider schon vor jenen neun Tagen bereitlegen und jedes dieser Kleider für etwa 30 Minuten vor Eingang jener neun Tage tragen. Unter diesen Umständen ist es nämlich erlaubt, diese nicht-ganz-frisch-gewaschenen Kleider auch während jener neun Tage zu tragen.
- Schwimmen oder Baden ohne gesundheitliche Notwendigkeit.
- Renovieren und Umräumen der Wohnung.
- Bäume pflanzen zwecks Schatten und Wohlgeruch.
- Kaufen, Nähen, Weben oder Stricken neuer Kleider, selbst wenn diese erst nach jenen neun Tagen getragen werden.
Ausnahmen von dieser Regel sind, wenn a) ein Sonderangebot verpasst oder das spezielle Kleidungsstück später nicht mehr im Handel sein wird; b) der Kauf für eine Mizwa ausgeführt wird, wie z.B. Brautkleid, Bräutigamsanzug. - Nägelschneiden während der Woche des 9. Aw.
Nach Sefardischem Brauch treten auch alle übrigen Einschränkungen erst vom Ausgang des Schabbates vor dem Fasttag in Kraft.
Weitere Einschränkungen:
- Der Segen über den zunehmenden Mond wird bis nach dem 9. Aw hinausgeschoben.
- Verlobung ist zwar erlaubt, doch sollten die Feierlichkeiten hinsichtlich dieses Ereignisses bis nach Tischa beAw (9. Aw) hinausgeschoben werden.
Dabei ist zu beachten, dass all diese Einschränkungen zusätzlich zu den Regelungen gelten, die bereits seit dem 17. Tammus in Kraft getreten sind.
Schabbat Chason
Der Schabbat vor dem 9. Aw wird "Schabbat Chason" genannt – "Schabbat der Vision". Die Schabbat-Lesung aus den Propheten (Haftara) beginnt mit den Worten "Chason Jischajahu", die Vision Isaias bezüglich der Zerstörung des Heiligen Tempels. Der legendäre Chassidische Meister Rabbi Levi Jizchak von Berditschev sagte, dass an diesem Schabbat jeder Jüdischen Seele eine Vision des Dritten Heiligen Tempels gezeigt wird.
Der Zweck dieser Vision ist die Erzeugung einer Sehnsucht in jedem Juden, endlich auch in der physischen Wirklichkeit dieses Gebäude zu sehen, das von G-tt erbaut wurde. Dadurch soll jeder Jude motiviert werden, so viel wie möglich Mizwot auszuführen, um diesen "Traum" in die Wirklichkeit umzusetzen. Obwohl diese Vision nicht von unseren physischen Augen wahrgenommen werden kann, berührt sie die Seele und beeinflusst den Menschen auf einer un(ter)bewussten Ebene.
Am Schabbat wird nicht getrauert!
Wein oder Traubensaft der Hawdala dieses Schabbats sollten einem Kind, also einem noch nicht Bar/Bat Mizwa, zu trinken gegeben werden.
Die innere Dimension
Wenn der Monat Av beginnt, vermindern wir die Freude – Talmud, Taanit 26.
Der ganze Monat Aw wird als eine ungünstige Zeit für die Juden betrachtet. Unsere Weisen empfehlen einem Juden, der in diesem Monat eine Gerichtsverhandlung oder irgend etwas ähnliches gegen einen Nichtjuden vor sich hat, diese bis nach Aw hinauszuschieben, oder wenigstens bis nach jenen neun Tagen.
Die positive Seite dieses Zeitabschnittes besteht darin: Nachdem wir uns jetzt dem Messianischen Alter immer mehr nähern, indem diese Tage der Trauer in Tage der Freude umgewandelt werden, fangen wir an, uns auf den verborgenen Zweck der Zerstörung zu konzentrieren, nämlich uns auf eine höhere Ebene des Einfühlungsvermögens und der Spiritualität zu erheben, - schließlich zum Wiederaufbau allem Zerstörten, und zwar in einer viel größeren Pracht als je zuvor.
Wir mildern die Trauer, indem wir an erlaubten Feierlichkeiten teilnehmen. Es ist ein Chabad-Brauch, sich in einer Weise zu organisieren, dass einer von uns an jedem jener neun Tage ein Talmud-Traktat vollendet, um erlaubte Freude in diese Tage zu initiieren.
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